KI ÄNDERT VIELES IN DER MARKENFÜHRUNG, ABER BITTE KEIN HYPE UND BULLSHIT-BINGO!
Prof. Dr. Carsten Baumgarth
Professur für Marketing, insbesondere Markenführung, an der HWR Berlin
Seit dem 30.11.2022 spricht die ganze Markenwelt über KI und ChatGPT. Das ist auch richtig und gut so, da KI schon jetzt die Marketing- und Markenbranche stark verändert und die Potentiale dieser Technologie noch lange nicht ausgeschöpft sind. Schon heute produziert ChatGPT im Kontext der Medizin bessere und empathischere Antworten zu Patientenfragen als Ärzte, KI besteht das bayerische Abitur mit Bravour und Midjourney-Bilder ersetzen aus dem Internet geklaute Bilder oder teure Stock-Fotos in Powerpoint-Präsentationen.
Aber die Marketingcommunity ist mal wieder zu laut, zu oberflächlich und zu euphorisch. Die Hype- und Bullshitgefahr lauert auch bei diesem Thema an jeder Ecke. Alle können nun per ChatGPT Texte verfassen. Viele von uns haben per Midjourney oder Dall-E futuristische oder fotorealistische Bilder von Menschen mit sechs Fingern und anderen Kuriositäten generiert. Und viele fühlen sich nun als KI-Expert:innen.
Da ist aber aus unserer Sicht gefährlich. Wir plädieren dafür, dass sich Markenverantwortliche nicht nur mit Generativer KI und dort mit wenigen Tools beschäftigen, sondern dass auch andere KI-Felder, die teilw. ein noch viel höheres Potential für die Markenführung aufweisen, wie Semantische, Kausale oder Prädiktive KI beschäftigen. Auch ist das KI-Feld kein statisches, sondern aktuell explodierendes Feld. ChatGPT-3 wurde wenige Monate später durch ChatGPT-4.0 ersetzet – klingt nur wie eine neue Version, ist aber ein Unterscheid wie Tag und Nacht (175 Milliarden Parameter als Trainingsdaten für ChatGPT-3 vs. 100 Billionen Parametern bei ChatGPT-4). Google & Co. haben für Test-User leistungsfähige Tools gerade gelauncht. Sprich, Markenverantwortliche müssen sich ständig in diesem Feld weiterbilden und informieren. Stillstand ist hier wirklich mal Rückschritt. Und KI kann zwar Content generieren und viele Markenverantwortliche rufen wie bei einem Zaubertrick „Wow. Wie ist das möglich? Toll“, aber diese Bauchentscheidungen schaden häufig der Marke. Vielmehr erwarten wir, dass viel mehr Expertise zum Thema Marke und zu den einzelnen Assets wie Design, Bilder, Sprache, Musik etc. notwendig sein wird, um die Tools sinnvoll im Sinne der Marke zu füttern (neuhochdeutsch: Prompts) und die Ergebnisse professionell beurteilen zu können.
Ja, KI wird die Markenführung und unser Leben revolutionieren, aber nur wenn wir diese Technologie beherrschen und damit professionell, aber auch kritisch und verantwortungsvoll umgehen.
Nein, KI wird nicht die menschliche Markenarbeit ersetzen und uns überflüssig machen, aber Marketing-Mitarbeiter:innen mit KI werden Mitarbeiter:innen ohne KI ersetzen.
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