DIE MARKE FRAU ALS ERFOLGSFAKTOR 

Photo credit: @ Farideh Diehl

Warum Unternehmensmarken weiblicher und diverser werden müssen. Ein Gastbeitrag von Anne Tischer, Vorsitzende FRAUEN !N FÜHRUNG (F!F) und Gründerin Karma she said… Kommunikation für Diversität & werteorientiertes Management.

„Größter Deal des Jahres“, „Portfolio wächst auf 10 Milliarden Assets under Management“, „Marktführerschaft ausgebaut“ – die Nachrichten-Ticker der Immobilienmedien sind voll von Erfolgsmeldungen über Deals, Aufträge, Wachstum. Passend dazu auch die Bilder in den Geschäftsberichten, auf Jobanzeigen und Websites vieler Unternehmen: Wolkenkratzer, verspiegelte Häuserfassaden, ein Händedruck zwischen Männern, der ein dickes Geschäft zu besiegeln scheint.

In ihrer Positionierung setzen viele Unternehmen der Branche auf ihre operativen Erfolge und eine männlich geprägte Kommunikation. Damit manövrieren sie sich, oft unwissentlich, in eine Sackgasse. Denn in unserer schnellen und komplexen Welt werden Akzeptanz und Vertrauen, sei es von Talenten auf dem Arbeitsmarkt, Kundinnen und Kunden oder den eigenen Beschäftigten, nicht mit Zahlen zu Wachstum und Größe gewonnen, sondern mit Werten, Haltung und einer inklusiven Unternehmenskultur. Konkrete Zahlen nennt eine von PwC und ZIA veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2019: 75 Prozent der Millennials wählen ihr arbeitgebendes Unternehmen nach übereinstimmenden Werten aus. 65 Prozent ist Vielfalt am Arbeitsplatz besonders wichtig. Und 72 Prozent der Unternehmen, die auf Diversität und Inklusion setzen, haben zufriedene oder sehr zufriedene Beschäftigte im Vergleich zu nur 37 Prozent bei Unternehmen ohne inklusive Kultur. 

Junge Generationen, Beschäftigte und Stakeholder*innen wollen heute wissen, wofür ein Unternehmen steht, welchen Impact es hat und wie es seiner sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht wird. Dabei zählen Taten, nicht Worte. Um glaubwürdig sein, muss ein Unternehmen konkret begründen, wofür, warum und wie es sich engagiert, zum Beispiel im Klimaschutz, für lebenswerte Städte, Quartiere und Gebäude oder soziale Gerechtigkeit - und was sein Nachhaltigkeits-Engagement mit den eigenen Überzeugungen und Werten zu tun hat.

Damit der Shift zu einer werteorientierten Kommunikation und Markenführung gelingt, braucht es in vielen Unternehmen divers besetzte Führungsebenen. Denn Vielfalt wirkt sich nicht nur positiv auf Umsatz, Ergebnis und die Innovationskraft von Unternehmen aus. Gemischte Führungsteams sind ein Katalysator für eine wertschätzende und werteorientierte Unternehmens- und Kommunikationskultur. Aktuell ist die Immobilienbranche von Diversität auf Topmanagementebene noch weit entfernt. In den 100 führenden Branchenunternehmen war 2020 nur etwa jeder zehnte Posten in Vorstand oder Geschäftsführung mit einer Frau besetzt. Damit verschenken die Unternehmen ein riesiges Potenzial. Denn Frauen stellen die Hälfte der gut ausgebildeten Work Force und sie bündeln Wissen, Netzwerke und Erfahrungen, die das Unternehmen für seine strategischen Entscheidungen und die Führung seiner Mitarbeiter*innen braucht. Sie sind auch die Hälfte der Menschen, die in Immobilien und Städten leben, wohnen und arbeiten und deren Perspektiven es für nachhaltige Entscheidungen braucht.  

Der Wandel zu mehr Vielfalt und werteorientiertem Management ist auf die Weitsicht und Klugheit überwiegend männlich geführter Unternehmen angewiesen. Change ist Chef*innensache, nicht die von HR, der Marketingabteilung oder ESG-Beauftragten. Wichtig auch hier: Glaubwürdig ist das Unternehmen nur, wenn das Topmanagement selbst kommuniziert, vorlebt und für die Veränderung wirbt. Und wenn es konkret wird, etwa durch Zielgrößen und Fristen zur Erhöhung der Anteile unterrepräsentierter Gruppen im Management sowie der Integration dieser KPIs in die Zielvereinbarungen der Führungskräfte. Der Weg zu inklusiven Unternehmen braucht Zeit, Ressourcen und Monitoring. Er braucht viel Überzeugungsarbeit, das Aufgeben manch lieb gewonnener Denk- und Besetzungsmuster und ein deutlich größeres Angebot an flexiblen Arbeitsmodellen, um Job, Familie und Leben gut miteinander zu vereinbaren. Doch es zahlt sich aus: durch glücklichere Beschäftigte, zukunftsfähige Organisationen und attraktive, glaubwürdige Unternehmensmarken. (CL)

ZUR PERSON:
Anne Tischer ist Innovatorin, Netzwerkerin, Unternehmerin und Mutter. Ihre Mission: eine menschlichere, inklusive Arbeitswelt durch mehr Frauen und mehr Vielfalt in den Führungspositionen der Unternehmen. Sie ist Gründerin und Vorsitzende der 2019 gegründeten Brancheninitiative FRAUEN !N FÜHRUNG (F!F), die sich für mehr Frauen in Führungspositionen der Immobilienwirtschaft einsetzt. Mit KARMA SHE SAID … berät sie Unternehmen und Organisationen rund um Diversität & Inklusion, Frauen in Führung und werteorientiertes Management. Anne war über 15 Jahre als Pressesprecherin und Marketingexpertin in Immobilienunternehmen sowie in Politik und Stiftungen tätig. Sie engagiert sich außerdem in der Jury des Next-Gen-Netzwerks MAT (Top 30 unter 30).

The REAL ESTATE BRAND BOOK

Das Leitmedium für Markenführung und Unternehmensentwicklung aller Teilbranchen und Assetklassen der europäischen Immobilienwirtschaft. 

Umfang:   240 Seiten

Format:    A4


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