MARKE FRAU - INVESTITION MIT RENDITE

Der Mangel an weiblichen Führungskräften ist geradezu paradox in Anbetracht einer Vielzahl an Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen in Fach- und Führungspositionen (Mixed Teams) nachweislich erfolgreicher sind.

Immer mehr Fachleute und StudienautorInnen sprechen in Anbetracht der geringen Anzahl von Frauen in Führungspositionen von einem fahrlässig verschenkten Potenzial. Schließlich scheinen die Argumente, die für eine signifikant höheren weiblichen Anteil in der Wirtschaft sprechen, eindeutiger Natur zu sein. Wer sein Unternehmen auf ein neues Level heben will, sollte laut ExpertInnen auf besser durchmischte Teams und auf die Marke Frau zu setzen.


Das durchschnittliche Qualifikationsniveau von Frauen ist heute höher als jemals zuvor. In Deutschland stellen Frauen mehr als 50 Prozent der Abiturienten und Hochschulabsolventen sowie fast 45 Prozent der Promovierten. Das große Potenzial weiblicher Fach- und Führungskräfte in der Wirtschaft liegt allerdings weitgehend brach. Trotz Geschlechtergleichstand in der Ausbildung sind nur 30 Prozent im mittleren Management und 12 Prozent im Top-Management zu finden. Unter den Vorstandsmitgliedern in den 200 größten deutschen Unternehmen befinden sich gar nur 8 Prozent. Der Gender Leadership Gap ist auch in Österreich ein großes Thema. Zwar hat sich zum Beispiel die Anzahl von Frauen als Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen binnen sechs Jahre verdoppelt und einen neuen Höchstwert erreicht. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass man mit 8,5 Prozent europaweit an vorletzter Stelle liegt. Nur Luxemburg ist „männlicher“.

Zahlen aus der Immobilienwirtschaft
Die Situation in der Gesamtwirtschaft spiegelt jene in der Immobilienbranche wieder. „Nur jede fünfte Leitungsposition in der Immobilienwirtschaft ist in weiblicher Hand, im Topmanagement sogar nur jede zehnte“, weiß Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende der „Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V.“ Der überregionale Zusammenschluss engagierter, berufstätiger Frauen aus der Immobilienbranche, gegründet im Jahr 2000 und derzeit mit rund 1000 Mitgliedern an 13 zentralen Standorten in Deutschland präsent, präsentierte im Frühjahr 2022 die Studie „Weibliche Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft – Eine Bestandsaufnahme“. Die Studie liefert umfassendes Datenmaterial, in welchen Teilbranchen der Immobilienwirtschaft die Gleichberechtigung am weitesten fortgeschritten ist und Frauen der Aufstieg eher gelingt. Dazu wurde der Anteil weiblicher Führungskräfte in den mittleren und oberen Leitungsebenen und in den Fachfunktionen von 66.700 Immobilienunternehmen ausgewertet. Zudem wurde der Frauenanteil in den Führungspositionen von rund 220 Verbänden und Institutionen, in Politik und Verwaltung sowie der Anteil von weiblichen Studierenden und Absolventinnen in immobilienwirtschaftlichen Studiengängen analysiert. 

Ein zentrales Ergebnis: Über alle Teilbranchen hinweg sind deutlich weniger Frauen in Führungspositionen präsent als Männer. Während weibliche Führungskräfte im mittleren Management noch 36 Prozent ausmachen, sinkt ihr Anteil im Topmanagement auf 11 Prozent sowie auf 13 Prozent in C-Level-Positionen. Zu den Teilbranchen, in denen Frauen der Aufstieg am ehesten gelingt, gehört das Facility Management: Hier liegt der Frauenanteil in den Leitungsebenen mit 27 Prozent am stärksten über dem Branchen-Durchschnitt von 20 Prozent. Die rote Laterne bilden Architektur- und Ingenieurbüros mit einem Frauenanteil von 17 Prozent in Führungspositionen und 8 Prozent im Topmanagement.

Im Baugewerbe sind Frauen laut der Studie „Weibliche Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft – Eine Bestandsaufnahme“ (2022) besonders unterrepräsentiert. Nur acht der Plätze in der Geschäftsleitung sind weiblich besetzt.


Verschenktes Potenzial
Ausgewogener ist das Verhältnis laut Studie an den deutschen Hochschulen. Eine Auswertung unter rund 97.200 Studierenden ergab, dass 42 Prozent der Studierenden in immobilienwirtschaftlichen Fächern weiblich sind. Der Frauenanteil unter den fachspezifischen Absolventen beträgt 45 Prozent. Hier ist der Anteil im Bauingenieurwesen am geringsten, im Bereich (Innen-) Architektur am höchsten. „Der Blick auf die Universitäten macht Mut“, so Williams und betont: „Die Immobilienwirtschaft verfügt über hochqualifizierte, weibliche Nachwuchskräfte. Die gilt es jetzt zu gewinnen und für Führungspositionen fit zu machen. Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen und des Fachkräftemangels kann es sich die Branche nicht leisten, dass dieses Potenzial auf dem Weg an die Spitze verloren geht.“ Insgesamt klingt das Studienfazit der Immofrauen-Vorstandsvorsitzende allerdings ernüchternd: „Von Gleichberechtigung und Chancengleichheit ist die Branche in den Führungsebenen noch weit entfernt. Damit schaden die Unternehmen nicht nur den hochqualifizierten weiblichen Fachkräften, sondern auch sich selbst: Sie verschenken Potenzial im Hinblick auf Profitabilität und Innovationskraft und schädigen ihr Image als attraktive Arbeitgeber, die Frauen adäquate Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Angesichts des Fachkräftemangels ist das ein handfester Wettbewerbsnachteil.“ Williams verweist vor allem auf den sektorenübergreifenden Einbruch des Frauenanteils zwischen mittlerem und Topmanagement: „Hier wird deutlich: Die gläserne Decke in der Immobilienbranche ist nach wie vor Realität. Diese werden Frauen nicht ausschließlich durch Fleiß, Anstrengung und Wissen durchbrechen können.“ 

Mixed Teams im Vorteil
Der Mangel an weiblichen Führungskräften ist geradezu paradox in Anbetracht einer Vielzahl an Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen in Fach- und Führungspositionen (Mixed Teams) nachweislich erfolgreicher sind. Der Grund: Die Kombination der unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern in Bezug auf Einstellungen, Sozialisation und Emotionen macht Unternehmen lebendiger. Auch die Außenwirkung von Unternehmen verändert sich positiv, da mehr Frauen in gehobener Position eine moderne Erscheinung vermitteln und die Attraktivität eines Arbeitgebers damit steigern. Nicht zuletzt ist der Fachkräftemangel ein Argument: Eine bessere Integration der Frauen in die Arbeitswelt ist eins der zentralen Elemente, um in Anbetracht einer alternden Gesellschaft die Suche nach geeignete Fachkräften erfolgreich zu gestalten.

Dass die Immobilienwirtschaft über hochqualifizierte, weibliche Nachwuchskräfte verfügt, zeigt ein Blick auf die deutschen Hochschulen. Der Frauenanteil unter den fachspezifischen Absolventen beträgt 45 Prozent.


Weibliche Führungsqualitäten
Was den Unterschied zwischen Mann und Frau in einer Führungsposition ausmacht, hat jüngst die Wissenschaftlerin Marion Büttgen untersucht. Sie forscht am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim und lehrt hauptsächlich zum Thema Unternehmensführung. Für ihre Studie wurden in der Psychologie gängige Persönlichkeitsmessinstrumente verwendet. Es handelt sich um die sogenannten Big Five: „Offenheit gegenüber Neuem", „Gewissenhaftigkeit", „Extraversion", „Verträglichkeit" und „emotionale Verletzlichkeit" - allesamt etablierte Dimensionen, die Auskunft über die Persönlichkeit geben. Laut Büttgen schneiden Frauen in einigen der Persönlichkeitsdimensionen, die von der Gesellschaft positiv belegt sind, besser ab als Männer ab – etwa bei Aspekten wie „Empathie" oder „das Streben nach Kompromisslösungen“, „eher die Kooperation suchen als den Konflikt". Außerdem gilt, dass Frauen eher einen Konsens suchen und partizipativer unterwegs sind – und damit auch zu einem besseren Unternehmensklima beitragen können. Weiter wird Frauen eine stärkere Mentorenfunktion für jüngere Generationen nachgesagt, also dass sie stärker auf Förderung setzen, Mitarbeitende individueller fördern, ihre Stärken und Schwächen besser kennen und sie dadurch gezielter unterstützen.

Innovationsfaktor & Marke Frau
Ein wesentliches Argument für Frauen in entscheidenden Positionen ist die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Diese nimmt zu, „wenn mehr als 15 bis 20 Prozent der Führungsjobs von Frauen besetzt sind“, so das Ergebnis einer groß angelegten Studie der Boston Consulting Group (BCG) in Kooperation mit der Technischen Universität München. Befragt wurden mehr als 170 Unternehmen, darunter mehrere Dax-30-Unternehmen.

Frauen und der weibliche Einfluss sind zugleich ein wesentlicher Faktor in den meisten erfolgreichen Markenstrategien. Was schon immer so war, hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt. Die Gründe dafür sind der wachsende Einfluss von Frauen auf dem Markt und deren steigende Anzahl in Führungs- und Entscheidungspositionen. Tatsache ist, dass Frauen einen immer größeren Einfluss auf Geschäfts- und Markenstrategien haben, sei es bei Kaufentscheidungen, bei der Entwicklung von Markenstrategien oder bei der allgemeinen Führung und Ausrichtung eines Unternehmens.

Handlungsbedarf in der Immo-Branche
Die Conclusio lautet: Es geht bei der Frage nach mehr Frauen in Positionen, die ihren Qualitäten und Qualifikationen entsprechen, nicht nur um den moralischen Anspruch an Gleichberechtigung per se, sondern vielmehr um eine kluge Entscheidung zum Wohle des Unternehmens. Mit den Worten der ehemaligen finnischen Präsidentin Tarja Halonen: „Die Stärkung von Frauen ist eine kluge Investition mit hoher Rendite.“ Was für die Wirtschaft ganz allgemein gilt, hat seine besondere Gültigkeit in der Immobilienbranche. Zentrale Treiberthemen wie Nachhaltigkeit, Transformation, Resilienz oder Employer Branding scheinen für Frauen bzw. gut gemischte Teams geradezu maßgeschneidert zu sein. Genau in diesen Themenbereichen ist im Sinne unternehmerischen Erfolgs Diversität im Denken und Handeln mehr denn je gefragt. 

Was man dringend braucht, um die Situation zu verändern, ist laut Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende der Frauen in der Immobilienwirtschaft e.V, ein ganzes Bündel an Maßnahmen: „Frauenförderung muss als Unternehmensziel in der Unternehmensstrategie verankert, mit klaren Zielvorgaben versehen und konsequent umgesetzt werden. Zudem bedarf es eines Wandels der Unternehmenskultur, unter anderem mit unternehmensinternen Förder- und Mentoringprogrammen, flexibleren Arbeitszeitmodellen und Vorbildern auf den Führungsebenen der Unternehmen.“ Williams abschließend: „Lassen Sie uns die notwendigen Maßnahmen gemeinsam anpacken – die Zeit für Sonntagsreden ist vorbei!“ (CL)



Sonderstudie des European Real Estate Brand Institute, REB.Institut

„Frauen und Diversity treffen Employer Branding in der Immobilienwirtschaft“

Trotz einiger Maßnahmen und vieler „Sonntagsreden“ sind Frauen auf der mittleren und speziell obersten Führungsebene der deutschen Wirtschaft noch stark unterrepräsentiert. Auch die Diversity (z. B. kulturelle Vielfalt) bleibt ausbaufähig.  Anlass genug für das REB.Institute, sich des Themas mit einer Sonderstudie anzunehmen. Das geplante Projekt soll – integriert in die jährliche Employer Branding-Studie.

In Partnerschaft mit der HWR Berlin – einen substantiellen Beitrag liefern. Ziel ist es, sowohl den Status-quo als auch die Effektivität von Ansätzen zu untersuchen. Als Instrumente dienen eine Literatur- und Studienauswertung (Sekundärforschung) und die Erhebung qualitativer Daten (Interviews, Fallstudien). 

Geplant ist die Durchführung der Studie im Spätsommer 2022 sowie die Veröffentlichung zentraler Ergebnisse bis zur Expo Real (4.-6. Oktober 2022). Der Abschlussbericht soll Ende des Jahres 2022 finalisiert werden.


KLARTEXT STATT SONNTAGSREDEN

Frauen in Führungspositionen der Immobilienwirtschaft sind rar, jedenfalls klar unterrepräsentiert. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen - das Qualifikationsniveau zählt mit Sicherheit nicht dazu. In der Ausbildung herrscht längst ein Gleichstand, der sich in der Berufswelt allerdings nicht widerspiegelt. Expertinnen sprechen von einem verschenkten Potenzial, da die Praxis zeigt, dass weibliche Fachkräfte Qualitäten in den Arbeitsprozess einbringen, auf die Unternehmen eigentlich nicht verzichten können. Studien belegen, dass geschlechtergemischte Teams wesentliche Vorteile im Hinblick auf Profitabilität, Effizienz und Innovationskraft bringen. Und nicht zuletzt ist es auf einem Arbeitsmarkt, der unter Fachkräftemangel leidet, nicht haltbar, auf jene Frauen zu verzichten, die eine entsprechende Ausbildung durchlaufen haben und für den Karriereweg hoch kompetent sind.


Was sagen eigentlich jene Fachfrauen dazu, die erfolgreich ihren Weg in eine Führungsposition trotz aller Hürden in der von Männern dominierten Branche gegangen sind? Wir haben sie gefragt. Neun Frauen antworteten in neun Kurzinterviews auf drei zentrale Fragestellungen – und sprechen dabei Klartext:

1

Wissenschaftliche Studien sprechen davon, dass es einen Unterschied macht, ob in Unternehmen Frauen oder Männer entscheidende Positionen innehaben. Ihre Meinung und persönliche Erfahrung dazu?

2

Welchen konkreten Mehrwert kann es für Unternehmen Ihrer Ansicht nach haben, wenn verstärkt geschlechter-gemischte Teams zusammenarbeiten und Frauen in leitender Position tätig sind?

3

Was muss geschehen, um künftig zu einem höheren, repräsentativen Anteil von Frauen im Topmanagement zu kommen?

Annette Kröger
CEO North & Central Europe,
Allianz Real Estate

1 |

Ich möchte mich an dieser Stelle gar nicht festlegen, ob ein Mann oder eine Frau die bessere Führungspersönlichkeit ist. Beide haben ihre Qualitäten und ich finde es sogar falsch, Frauen (oder Männern) bestimmte Führungseigenschaften zu "unterstellen" bzw. die bei allen zu erwarten - wie eine am Beispiel der Empathie. Grundsätzlich gilt sicherlich, dass sowohl Frauen als auch Männer sehr erfolgreiche Führungskräfte und Entscheidungsträger sein können und diese Rollen in Unternehmen auch ausüben sollten. Für die Unternehmen ist es jedoch wichtig, sich zu überlegen, wie wir die Talente anziehen können, die wir brauchen, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Wir müssen offener und moderner sein, denn gerade die jüngere Generation verlangt das viel mehr. Die Immobilienbranche ist traditionell eine von Männern dominierte Branche. Wenn es uns nicht gelingt, Frauen anzuziehen und ihre Zahl in Führungspositionen zu erhöhen, verlieren wir einen riesigen "Talente-Pool" -  was wir uns in Anbetracht des "War-for-Talent" nicht leisten können und sollten. 

2 |

Ich habe Erfahrung mit männlich dominierten Teams und mit Teams, die ausschließlich aus Frauen bestehen. Die Teamdynamik ist am besten, wenn gemischte Teams zusammen arbeiten. Ein höherer Frauenanteil verändert meistens die Dynamik der Gespräche und man hat oft unter Frauen nochmal eine andere Wellenlänge - wie es bei Männern vielleicht auch ist - und kann sich anders über Themen austauschen. Die Kombination dieser Ansätze führt zu neuen Ideen und das kann für ein Unternehmen nur besser sein. Es sollte demnach vollkommen selbstverständlich sein, dass Frauen genauso wie Männer Führungspositionen haben und sich somit nicht nur in den Teams an sich, sondern auch auf der Führungsebene die Diversivität der Gesellschaft abbildet.

3 |

Erstens müssen die Frauen es wollen. Sie brauchen Vorbilder und auch den Austausch, z.B. in Frauennetzwerken. Bei denen sollte es nicht vorrangig darum gehen, "Frauenthemen" zu besprechen, sondern den Austausch mit Gleichgesinnten mit ähnlichen Erfahrungen zu haben, offen über Herausforderungen zu sprechen und sich gegenseitig unterstützen zu können.

Zweitens müssen Frauen mehr angesprochen werden als ihre männlichen Kollegen. Wir müssen schon auf früheren Karriereebenen die Frauen mit dem entsprechenden Potenzial identifizieren, mit ihnen arbeiten und sie ermutigen. Gleichzeitig ist es zwar nicht unbedingt das Ziel aller Frauen, eine Führungsposition zu übernehmen, aber ich denke, dass die jüngere Generation dafür viel offener ist und strategischer vorgeht. Junge Frauen gehen ihre Karriere heute anders an. Sie denken darüber nach, wo sie hinwollen und haben das Selbstvertrauen, sich zu einflussreichen Positionen im Management zu entwickeln. Schließlich muss die Arbeitswelt dies zulassen. Es bleibt noch immer ein großer Teil der Doppelbelastung zwischen Beruf und Familie an der Frau hängen. Da braucht es ein Mindset-Change, dass es auch in Ordnung ist, zu bestimmten Zeiten die Familie zu priorisieren. 

Gerhild Bensch-König

Managing Director,
Raiffeisen WohnBau

(Credit: Studio Huger)

1 |

Ich finde so allgemeine Aussagen immer schwierig. Ich persönlich kann aber sagen, dass ich als Mutter von drei Söhnen im Job schnell gelernt habe zu priorisieren und meinen Mitarbeitern entsprechend viel Freiheit und Autonomie zu geben. Was wiederum dazu führt, dass sich diese persönlich weiterentwickeln und ihr volles Potenzial entfalten können. 

2 |

Bei Raiffeisen WohnBau arbeiten wir in gemischten Teams und ich kann bestätigen, dass durch die unterschiedlichen Sichtweisen und Stärken der einzelnen Mitglieder ein sehr hohes Maß an Kreativität und Pragmatismus entsteht. Das braucht es bei uns im Bauträgergeschäft, um erfolgreich zu sein. Bei weiblichen Führungskräften beobachte ich, dass sie meistens ausgezeichnete Teamplayer sind, die gut und gerne kommunizieren und auch bei schwierigen Themen und Konflikten bemüht sind Kompromisse zu finden, mit denen alle Seiten gut weiterarbeiten können. 

3 |

Ich glaube, es braucht zwei Dinge: einerseits den Mut der Frauen, sich für spannende Führungspositionen zu bewerben, und andererseits auch die Offenheit von Männern, dass sie Frauen in ihren Reihen akzeptieren. Auch wenn oft verpönt, aber Frauenquoten funktionieren, um zu zeigen, welchen Mehrwert Unternehmen langfristig von diversen Führungsteams haben. Ist dieser erste wichtige Schritt getan, wirkt sich das nicht nur nach außen hin positiv auf die Performance aus, sondern sendet auch nach innen ein Signal und ermutigt mehr und mehr Frauen, in die erste Reihe zu treten.

Maria Teresa Dreo-Tempsch
Board of Management,
Berlin Hyp AG
 

1 |

Sicherlich macht es einen Unterschied. Und genau um den sollte es gehen – es wird Diversität in Führungsrollen gebraucht. Zum einen, weil eine diverse Gesellschaft Unternehmen braucht, die genau diese Vielfalt und Mehrdimensionalität auch widerspiegeln. Unternehmensentscheidungen haben spürbare Auswirkungen auf unsere Gesellschaft – ganz besonders in der Immobilienbranche. Die Entscheider:innen von heute bestimmen das Bild unserer bebauten Umwelt von morgen.

Zum anderen wird Diversität in Führungsrollen gebraucht, weil zunehmend flachere Hierarchien, Teamwork, flexiblere Arbeitsmodelle und veränderte Werte der Arbeitnehmer:innen auch zu neuen Ansprüchen an Führungspersonen führen. Um im War for talents bestehen zu können, brauchen Unternehmen verschiedene aber vor allem moderne Führungspersönlichkeiten.

2 |

Herausforderungen können am besten bewältigt werden, wenn sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten werden. Mit vielfältigen Teams und gemischten Führungsetagen werden langfristig bessere Entscheidungen in Unternehmen gefällt.

Personen nur nach Geschlecht einzuteilen und daraus Unterschiede abzuleiten, greift etwas zu kurz. Dennoch gibt es einige Qualitäten, die vermehrt bei Frauen zu finden sind. Die Art und Weise des Female Leadership, gilt aktuell als Erfolgsmodell. Empathie, Kooperation, Wertschätzung und die Fähigkeit, ein offenes Ohr für die Wünsche und Konflikte der Mitarbeiter:innen zu haben, sorgt für Vertrauen untereinander und für ein harmonischeres Arbeitsumfeld.

3 |

Es müssen sowohl die sichtbaren als auch die unsichtbaren Hürden abgebaut werden. Neben all den bereits bekannten Lösungsansätzen, wie bspw. Frauenförderprogrammen, Jobsharing, Teilzeitangebote, welche dringend in der Breite umgesetzt werden sollten, gilt es besonders die unsichtbaren, kulturellen Herausforderungen anzugehen. Die Richtlinien und Spielregeln im Topmanagement vieler Unternehmen sind von männlichen Strukturen geprägt. Diese veralteten Strukturen müssen aufgebrochen werden. Frauen in Führungspositionen können als Role-Model ein wichtiger Faktor sein, junge Frauen in ihren Karriereambitionen zu bestärken.

Karin Schmidt - Mitscher
Managing Director,
CREO, Österreichisches Volkswohnungswerk / Board of Management, STUWO Gemeinnützige Studentenwohnbau

1 |

Es ist wissenschaftlich schon längst erwiesen, dass jede Form von Diversität den Unterschied macht. Aber selbst entsprechende Vorschriften werden zu einem großen Teil ignoriert oder kreativ interpretiert. Ich bin zu 100% überzeugt, dass Durchmischung ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Immer wieder wurde mir auch selbst berichtet, dass anders gearbeitet wurde, wenn ich z.B. Teil eines Aufsichtsratsgremiums war.

2 |

Ich bin davon überzeugt, dass bei entsprechender Durchmischung höhere Qualität in der Diskussion herrscht und bessere Entscheidungen getroffen werden. Selbst das reine Gesprächsklima verändert sich, wenn eine Frau in gleichwertiger Position am Tisch sitzt. Letzten Endes müssen aber die Männer an der Macht überzeugt und motiviert werden, auch Frauen gleichermaßen zu fordern und fördern – denn noch entscheiden überwiegend Männer über ihre eigenen Nachfolger.

3 |

Es gibt viele Ansatzpunkte, um Frauen zu fördern. Hier sind beispielsweise entsprechende Arbeitsmodelle und -bedingungen für beide Elternteile zu nennen, wobei Role Models auf allen Ebenen eine wesentliche Rolle spielen. Transparenz bei Gehältern ist ebenfalls entscheidend, um den erheblichen Gender Pay Gap sichtbar zu machen und schrittweise abzubauen. Vielen Frauen fehlt im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen auch das Selbstvertrauen für entsprechende Bewerbungen. Hier können beispielsweise Mentoringprogramme unterstützen – am besten mit Führungskräften beider Geschlechter. Aber letzten Endes wird ohne harte Quoten kein rascher Erfolg sichtbar werden, davon bin ich mittlerweile leider auch überzeugt.

Daniela Witt Döring
Partner,
Weber & Co. Rechtsanwälte Allianz Real Estate

1 |

Es macht einen Unterschied, jedoch keinen großen. Führungspositionen erfordern, auch branchenabhängig, ein bestimmtes „Profil“. Persönlichkeiten, die diesem entsprechen, finden sich unter Frauen wie Männern.  Der „kleine Unterschied“ ist im Führungs- und Kommunikationsstil zu sehen, wie auch darin, dass es Frauen vermehrt um Lösungen und weniger um Machterhalt und Status geht.

2 |

Genderpairing ist ein Instrument, um gut funktionierende Teams zu fördern. Ausgleich statt Verstärkung ist das Erfolgsrezept, und das Voneinanderlernen, gerade in Bezug auf geschlechterspezifische Verhaltensweisen. Häufig haben Männer eine höhere Selbsteinschätzung, sie trauen sich mehr zu als Frauen. Übernehmen Frauen dieses Verhalten, gibt es weniger schlummerndes Talent, und Ressourcen können besser eingesetzt werden. Frauen in leitender Position müssen am Weg nach oben Widerstände überwinden und besondere Performance zeigen.  Als Führungskräfte zeichnen sie sich deshalb durch hohe Sachkenntnis und Resilienz aus, mit großer Loyalität zum Unternehmen.

3 |

Da fällt mir viel ein: Alles was die Vereinbarkeit von Berufsausübung und Familie fördert, ist gefragt. Darunter fallen flexible Arbeitszeitmodelle, besonders die Ermöglichung von Teilzeit, Väterkarenz, eine familienfreundliche Unternehmenskultur sowie der Ausbau von leistbaren und attraktiven Kinderbetreuungseinrichtungen. Frauen verlieren den Anschluss in der frühen Karrierephase infolge Mutterschaft und der oft alleinigen Verantwortung für die noch kleinen Kinder.

Weiter bedarf es eines breiten gesellschaftlichen Konsens, der karrierebewusste Mütter vom Stigma der „Rabenmutter“ entlastet. Und es braucht Männer, die ihren Anteil an der Care-Arbeit übernehmen und das oft belächelten Softie-Image „überwinden“. Unternehmensinterne sowie staatliche Frauenförderungsprogramme sind auszubauen. Last but not least sind gesetzgeberische Maßnahmen in Form von Frauenquoten für die Besetzung leitender Funktionen solange notwendig und zielführend, bis die Gleichstellung auch in der C-Etage erreicht ist.

Susanne Tattersall
Managing Partner,
Tattersall· Lorenz Immobilienverwaltung und -management GmbH)

(Credit: HEJM)

1 |

Ich bin überzeugt davon, dass das stimmt. Gemischt besetzte Teams treffen einfach ausgewogenere Entscheidungen. Sie profitieren von verschieden Sicht- und Herangehensweisen, was am Ende zu einem besseren Ergebnis führt – vorausgesetzt man ist bereit einander zuzuhören und Kompromisse einzugehen. Gleichzeitig motivieren sie jüngere Mitarbeiterinnen, dass ihnen alle Wege nach oben offenstehen, wenn die Leistung und das Engagement für das Unternehmen stimmen und sie diesen Weg auch tatsächlich gehen wollen.

2 |

Ob es prinzipiell einen Mehrwert hat, die Führungsriege weiblich zu besetzen, bezweifle ich. Genauso wenig wie Männlichkeit ist Weiblichkeit allein kein Indiz dafür, für eine Leitungsposition besser geeignet zu sein. Führungsqualitäten und Know-how sowie Empathie sind hier essenziell. Aber meine persönlichen Erfahrungen mit Frauen in verantwortungsvollen Positionen sind positiv. Deshalb ist auch mehr als die Hälfte unserer Niederlassungsleiter eben eine Niederlassungsleiterin.

3 |

Um es klar zu sagen – eigentlich halte ich von einer Frauenquote nichts. Das stellt Frauen per se unter Verdacht, es nicht durch Leistung in das Top-Management geschafft zu haben.  Allerdings hat es sich bewahrheitet, dass in gewisser Weise leider die Quotenregelung dazu führt, das Mindset in der männlich besetzten Führungsriege oder aber auch bei Veranstaltern für zu besetzende Panels  zu verändern. Was sich zusätzlich aber ändern muss, ist das Verständnis von Leistung und Erfolg. Es ist nicht notwendig, zwölf Stunden im Büro zu sein, um zu zeigen, wie wichtig man ist und anschließend auch noch mit Kollegen in der Kneipe oder Bar zu networken. Das schließt Frauen aus, weil sie häufiger noch unter der Doppelbelastung von Job und Familie stehen. Hier sind die Arbeitgeber gefragt Angebote zu mache, die es Frauen ermöglichen, Karriere und Familie zu vereinen. Ich denke da an flexible Arbeitszeiten, Home Office wo es möglich ist, einen Betriebskindergarten und natürlich eine motivierende Entlohnung. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Frauen auch ein stärkeres Selbstvertrauen entwickeln und bereit sind, Ihre hervorragenden Fähigkeiten in verantwortungsvolle Positionen einzubringen.

Diana Anastasija Radke
Managing Director,
KVL Bauconsult

1 |

Um es überspitzt zu sagen: Frauen machen sich nicht viel aus Imponiergehabe, aus dem Präsentieren von Statussymbolen und aus jovialem Schulterklopfen. Ich denke, das ärgert manche Männer und hält ihnen den Spiegel vor. Frauen widmen sich viel mehr den inhaltlichen Themen, als den politisch-strategischen Konstellationen in Unternehmen. So zumindest meine Erfahrung. Dies nimmt vielleicht aus manchen Entscheidungen den gruppendynamischen Aktionismus und fügt etwas Bodenständigkeit hinzu.

2 |

Männer gehörten in Kindertagesstätten, wie Frauen in Führung gehören. Es bringt den Vorteil, dass es die Dynamik unserer Gesellschaft widerspiegelt. 50 % der Menschheit sind weiblich. Stellen Sie sich die Welt ohne Frauen oder Männer vor… unmöglich. Es wundert mich, dass es ohne Frauen in Führung so lange gut gegangen ist. Vielleicht liegt es daran, dass Männer in Unternehmen meist durch Frauen organisiert werden und sie so auf einen subtile Art und Weise geschickt ihren Einfluss geltend gemacht haben. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

3 |

Unternehmer und Vorstände müssen positive Erfahrungen mit Frauen in Führung sammeln. Wie oft höre ich, dass Frauen unsachlich, emotional, zickig, stutenbissig und Gott weiß noch was seien. Allerdings höre ich kaum von den ganzen guten und hervorragenden Leistungen, die Frauen immer und immer wieder in Führungspositionen abliefern. Ich rede hier nicht von Studien oder Artikeln in den einschlägigen Fachmedien – ich rede hier von den Gesprächen hinter vorgehaltener Hand. Aber wenn immer mehr Unternehmen positive Erfahrungen mit Frauen in Führung sammeln – und das können sie nur, indem sie Frauen in Führung erleben – ändert sich auch die Haltung. Und wenn sich die Haltung ändert, ändert sich das Handeln in Bezug auf die Personalpolitik.  Was bedeutet das? Wir brauchen eine Personalauswahl, die neutral ist - die Männer nicht benachteiligt oder frustriert, sondern Frauen fördert, die es einfach verdient haben. Möge nun wirklich die oder der bessere gewinnen.

Barbara Achammer
Head of Corporate Communications,
ATP architekten ingenieure

1 |

Die Art und Weise, wie eine Führungskraft ihre Rolle wahrnimmt, ist sehr individuell. Hier gibt es natürlich große Unterschiede. Ob das mit dem Geschlecht der Person zu tun hat, bezweifle ich. Frauen haben heute die gleiche Ausbildung wie Männer und sind - gerade in den jüngeren Generationen - nicht mehr in festen Rollenklischees gefangen. Vielmehr hängt es von der Unternehmenskultur und der Organisation eines Unternehmens ab, ob eine Führungskraft ihre Mitarbeiter begeistern und ein Höchstmaß an Engagement und individueller Kompetenz in ihre Führungsaufgabe einbringen kann. 

2 |

In kreativen Berufen, wie zum Beispiel in der Planungsbranche, wird Vielfalt groß geschrieben. Hier geht es nicht mehr um die Frage, ob ein Mann oder eine Frau ein Team leitet. Gefragt ist ein Grundkonsens über Kooperationsbereitschaft, Flexibilität und einen wertschätzenden Kommunikationsstil - Eigenschaften, die gemeinhin den Frauen zugeschrieben werden. Insofern ist es sicherlich von Vorteil, wenn der Frauenanteil den anderen Lebensrealitäten entspricht. Dennoch: Diversity ist eine Anforderung, die jeder erst lernen und entwickeln muss, sie geht jeden an. Der Mehrwert für das Unternehmen liegt dabei darin, möglichst viele Perspektiven, Sichtweisen und Lebensstile zum Nutzen der erzielten Ergebnisse integrieren zu können. Dies gilt auch für Frauen in Führungspositionen.

3 |

Ein altes PR-Sprichwort lautet: Tue Gutes und rede darüber. Es hilft ungemein nach innen und außen, die erfolgreiche Zusammenarbeit von Frauen mit Männern sichtbar zu machen, indem man darüber spricht und Vorurteile abbaut. Bei ATP architekten ingenieure, wo ein akuter Mangel an Frauen in technischen Berufen lange Zeit nicht behoben werden konnte, wurde schließlich eine Task Force eingerichtet, die gezielt "Stolpersteine für weibliche Karrieren als Führungskraft" identifizierte. Hier war das gesamte Unternehmen involviert und hat enorm profitiert. Heute ist es durchaus realistisch, dass eine Projektmanagerin auch in einer 30-Stunden-Woche ein Millionenprojekt leiten kann. Die Prozesse und kulturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, ist die Aufgabe des modernen Managements, eine Frage der Perspektive. Für Männer und Frauen gilt: Umdenken im Kopf!

Anne Tischer
Founder and Chairwoman,
FRAUEN !N FÜHRUNG (F!F) - Initiative der deutschen Immobilienwirtschaft für mehr Frauen in Führungspositionen e.V. (German Real Estate Industry Initiative for More Women in Leadership Positions

(Credit: Farideh Diehl)

1 |

Ich denke, dass es durchaus Unterschiede gibt, wie Frauen und Männer führen. Und dass das auch völlig okay ist. Im Kern aber geht es nicht um die Frage, ob Männer oder Frauen die besseren Führungskräfte sind. Worum es geht und was in der Arbeitswelt fehlt: die Anerkennung des männlichen und weiblichen Prinzips als gleichwertig. Führungsstärke wird, auch in der Immobilienwirtschaft, sehr stark verbunden mit dem selbstbewussten, dynamischen und erfolgreichen „Macher-Typ“. Was in den Führungseben oft fehlt, sind ein Korrektiv und eine wichtige Ergänzung: Menschen, die Risiken abwägen, zuhören können und die kein Problem haben, auch mal einen Fehler einzuräumen. Und denen es in ihrer Position darum geht, andere nach vorne zu bringen, anstatt sich selbst.

2 |

Mehr Perspektiven am Tisch führen zu mehr Reibung. Mehr Reibung führt zu besseren Entscheidungen ­­- und diese letztlich zu resilienten, erfolgreichen Unternehmen. Viele Studien haben die Vorteile (geschlechter)gemischter Führungsteams immer wieder aufs Neue belegt: mehr Umsatz und Gewinn, eine höhere Innovationskraft, zufriedenere Kunden und Kundinnen. Mit Blick auf den Wettbewerb um Fachkräfte und die Talente der jungen Generationen rücken die kulturellen Vorteile in den Vordergrund: eine offene Kommunikation und ein inklusives Umfeld, in dem Menschen gerne arbeiten und sich entfalten können.

3 |

Politik, Gesellschaft, Unternehmen, jede*r Einzelne sind gefragt. Ganz wichtig in den Unternehmen: das Topmanagement muss die Veränderung wollen und den Worten Taten folgen lassen – durch konkrete Zielgrößen und Fristen zur Erhöhung der Frauenanteile und einer Strategie plus Ressourcen, die helfen, diese Ziele in der Organisation zu erreichen. Sinnvoll und effektiv sind verpflichtende Unconscious-Bias-Trainings sowie die Integration von Diversity-KPIs in die Zielvereinbarungen von Führungskräften sowie Arbeitsmodelle, die Führung in Teilzeit oder im Tandem ermöglichen. Die Politik ist genauso gefragt, das Ehegattensplitting muss dringend reformiert und Kita- und Ganztagsplätze ausgebaut werden. Und auch privat kann jede*r etwas tun, z.B. Kinderbetreuung, Haushalt und Care-Arbeit fair aufteilen. Denn Gleichberechtigung im Job funktioniert nur mit Gleichberechtigung zu Hause.

Clara Sasse
Board of Management Sales I Marketing,
Dr. Sasse AG

1 |

Das herauszufinden ist aus meiner Sicht keine Kunst. Das ist die reine Lebenserfahrung. Gerade in einem Familienunternehmen lässt sich das über die Generationen immer wieder feststellen. Aus meiner Sicht kommt es darauf an, wie das gesamte Gefüge mit Veränderungen umgeht – und dafür hat sich eine Mischung aus Fähigkeiten und Talenten, aus individuellem Charakter und Gemeinschaftssinn seit jeher als überlegen erwiesen. Sprich: Der souveräne Umgang mit Diversity, der gegenseitige Ausgleich von Stärken und Schwächen sowie die Fähigkeit, sich Verantwortung zu teilen und sich auf Entscheidungen zu verständigen – darauf kommt es an. Da gibt es Frauen, die das besonders gut können, und Männer. Und da gibt es Frauen, die daran scheitern, und Männer.

2 |

Ich mache hier bewusst einen Ausflug in unseren Sasse-Wald, mit dem wir zur Nachhaltigkeit unserer Arbeit beitragen. Das ist ein sogenannter Plenterwald, bei dem nicht nach Fläche geerntet wird, sondern nach reifem Holz. Darum setzt er sich auch aus den unterschiedlichsten Baumarten zusammen. Die teilen sich die Nährstoffe und das Licht miteinander, schaffen sich zusammen ein schützendes Dach und ergänzen sich in der Funktion „Wald“, wenn mal einzelne verschwinden. Genauso ganzheitlich und organisch betrachten wir das Miteinander der Beschäftigten in der Sasse-Gruppe. Je besser die Mischung aufeinander abgestimmt ist, desto stärker wird jeder Einzelne, jedes Team. Auf Dauer erledigt sich dadurch die Frage nach Geschlecht und Position.

3 |

Es gibt keine Standardlösung, die für alle Situationen und Organisationen passt. Aber überall dort, wo es gelingt, Diversity als gelebte Selbstverständlichkeit zu etablieren, und wo es einen kompetenten Dialog auf Augenhöhe gibt, überall dort wird der Anteil von Frauen im Topmanagement von sich aus repräsentativ sein. Wo das nicht geschieht, ist Führung rein hierarchisch – und damit nicht nachhaltig.

The REAL ESTATE BRAND BOOK

Das Leitmedium für Markenführung und Unternehmensentwicklung aller Teilbranchen und Assetklassen der europäischen Immobilienwirtschaft. 

Umfang:   240 Seiten

Format:    A4


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